Aktuelle Meldungen
Neuregelung der Notfallaufnahme gefährdet die neurologische und neurochirurgische Versorgung
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Presseinformation Der DGN, DGNI und DGNC
Im Juli hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine neue Richtlinie zur Ersteinschätzung des Versorgungsbedarfes verabschiedet. Wesentliches Manko: Die Ersteinschätzung und Beurteilung der Dringlichkeit sollen ohne Patienten-Arzt-Kontakt erfolgen. Die Deutsche Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI), die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) sehen darin eine Gefährdung von Patientinnen und Patienten mit neurologischem und neurochirurgischem Versorgungsbedarf. Alle drei Fachgesellschaften fordern daher eine umfassende Überarbeitung der Richtlinie.
Zur Steuerung der großen Zahl von Patientinnen und Patienten, die eigenständig Hilfe in Notaufnahmen suchen, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) am 6. Juli 2023 eine neue „Richtlinie zur Ersteinschätzung des Versorgungsbedarfes in der Notfallversorgung gemäß §120, Absatz 3b SGB V (Ersteinschätzungsrichtlinie)“ verabschiedet. Bei Menschen, die fußläufig in Notaufnahmen Hilfe suchen, soll mittels Ersteinschätzungsinstrument ohne Patienten-Arzt-Kontakt entschieden werden, ob die jeweilige Patientin/der jeweilige Patient sofort in der Notaufnahme behandelt werden darf oder ob aufgrund fehlender medizinischer Dringlichkeit stattdessen auf eine Behandlung im kassenärztlichen Sektor verwiesen werden muss.
Die DGNI-Stiftung stellt sich vor – Investition in die Zukunft der NeuroIntensiv- und Notfallmedizin
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Die Stiftung der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI-Stiftung) wurde 2007 mit dem Ziel gegründet, Forschungs- und Weiterbildungsaktivität auf dem Gebiet der NeuroIntensivmedizin zu unterstützen, um so insbesondere die Therapiemöglichkeiten von schweren, intensivpflichtigen Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems zu verbessern. Zwar ist der Anteil intensivpflichtiger Neuropatienten gemessen an der Zahl neurologischer Erkrankungen nur relativ gering, aber für diese Patienten ist die fachspezifische intensivmedizinische Kompetenz nicht nur überlebenswichtig, sondern auch relevant für das funktionelle Outcome. So konnten mehrere Studien bei verschiedenen neurointensivmedizinischen Erkrankungsbildern zeigen, dass die Behandlung durch Neurointensivmediziner und v.a. auf einer spezialisierten Neurointensivstation nicht nur mit einer geringeren Mortalität, sondern v.a. auch mit einer Verbesserung des funktionellen Outcomes einhergeht. Ohne Forschung kann dieses Fachwissen nicht vermehrt, in verbesserten Therapiemöglichkeiten umgesetzt und somit Fortschritt erzielt werden. Die DGNI-Stiftung versucht, mit ihrer Förderung gemeinsam mit der Fachgesellschaft einen Beitrag für die Zukunft der Neurointensiv- und Notfallmedizin zu leisten.
Grußwort des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin
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Von Prof. Dr. med. Thomas Westermaier
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Seit der ANIM im Januar in Berlin bin ich turnusgemäß Präsident der DGNI. Ich übernehme das Amt in einer anstrengenden Zeit. Nach vielen politisch und gesellschaftlich relativ stabilen Jahren hat die Corona-Pandemie in den letzten drei Jahren unsere Gesellschaft aufgewühlt und verändert. Im vergangenen Jahr wurde sie als Hauptthema von einem Krieg in unmittelbarer Nähe abgelöst. Die bereits vor der Pandemie bestehenden Probleme – Pflegekräftemangel, Ärztemangel, schwer kompensierbare Arbeitsverdichtung in den Krankenhäusern – haben sich aber zwischenzeitlich nicht von allein gelöst. Trotz vielerlei umtriebiger Aktivitäten sind Antworten auf diese drängendsten Probleme vonseiten der Gesundheitspolitik ausgeblieben. Im Gegenteil: Eine Krankenhausreform ist geplant, die durch Umverteilung von Geld neue Strukturen schaffen will und auch wird – die aktuellen Defizite werden dadurch aber nicht angegangen.
Fehlerhafte medikamentöse Behandlung des Status epilepticus
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Von Prof. Dr. Matthias Klein, München
In einer Studie aus Köln, die ganz aktuell in der Zeitschrift „Seizure: European Journal of Epilepsy“ erschienen ist, wurden 328 Patienten mit Status epilepticus in Bezug auf die Erstbehandlung untersucht. Die Ergebnisse sind alarmierend: Nur 72 Prozent der Patienten erhielten in der Initialtherapie Benzodiazepine und davon wurde nur etwa jeder fünfte Patient mit Benzodiazepinen in einer Dosierung behandelt, wie sie in den aktuellen Leitlinien zur Behandlung des Status epilepticus empfohlen wird. Eine fehlende oder inadäquate Behandlung mit Benzodiazepinen war bei Patienten mit generalisiertem konvulsiven Status epilepticus mit deutlich verlängerten Beatmungszeiten und konsekutiv auch verlängerten Aufenthalten auf einer Intensivstation sowie im allgemein Krankenhaus assoziiert. Bei Patienten mit fokalem Status epilepticus war dies hingegen nicht der Fall.
Auch wenn die Studie nur retrospektiv durchgeführt wurde, verdeutlicht sie eindrücklich, dass Empfehlungen in Leitlinien häufig im Alltag nur unzureichend umgesetzt werden. Schulungen von Notärzten und innerklinischen Notfallmediziner zur Behandlung des Status epilepticus erscheinen essenziell und dringend notwendig. Am Beispiel der Defizite in der Initialbehandlung des Status epilepticus kann zudem abgelesen werden, wie wichtig es ist, neurologische Fachkompetenz künftig noch stärker in der Notfallmedizin (sowohl präklinisch als auch in der Notaufnahme) zu verankern.
DGNI unterstützt die Emirates Critical Care Conference (ECCC 2023) mit aktiver Ausbildung lokaler Ärzte und Pflegekräfte in Emergency Neurologic Life Support (ENLS) und der IHA-Diagnostik
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Vom 11. bis zum 14. Mai fand in Dubai die 19. Emirates Critical Care Conference (ECCC) statt – ein intensivmedizinischer Kongress, der die weltweit größte Anzahl beteiligter Länder hat und in diesem Jahr von der DGNI unterstützt und beworben wurde, was die DGNI als Partner der ECCC in vielen Ländern der Welt sichtbar machte.
Während der Konferenz waren Mitglieder der DGNI und der Neurocritical Care Society (NCS, Partnerorganisation der DGNI) an der Gestaltung des Neurocritical Care Tracks und am Emergency Neurologic Life Support Course (ENLS) beteiligt. Der ENLS Kurs stieß vor allem bei Pflegekräften und Rettungssanitätern auf großes Interesse.
Weiterbildung zur Irreversiblen Hirnfunktionsausfall (IHA)-Diagnostik – Herausforderung der Zukunft
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Die Irreversible Hirnfunktionsausfall (IHA)-Diagnostik, früher „Hirntod-Diagnostik“, stellt insgesamt eine seltene Diagnostik dar, die über die Jahre hinweg zusätzlich an Frequenz abgenommen hat. Wurden gemäß den Daten des Statistischen Bundesamt 2005 noch über 2000 IHA-Diagnostiken deutschlandweit durchgeführt, nahm diese Zahl 2010 auf knapp 1800, 2015 auf 1300 ab und lag 2021 bei 1133 IHA-Diagnostiken deutschlandweit.
Hierbei wurde etwas mehr als die Hälfte der Diagnostiken durch die Neuromediziner gemeinsam mit den Intensivmedizinern der Krankenhäuser selbst und in etwas mehr als 40 Prozent durch auf IHA-Diagnostik spezialisierte externe Konsiliare/Konsiliarteams durchgeführt.
Die geringe Frequenz der Diagnostik führt zu verschiedenen Problemen: für die IHA-Konsiliare wird es immer schwieriger, eine Expertise aufzubauen bzw. zu erhalten, dies vor dem Hintergrund der immer komplexeren Durchführung der Diagnostik. Patienten, die eine IHA-Diagnostik erhalten, werden zunehmend älter und haben häufiger und mehr Begleiterkrankungen und -Medikamente. Dazu kommen zunehmende technische Herausforderungen und Probleme wie zum Beispiel die Diagnostik bei extrakorporalen Zirkulationssystemen (vv-/va-ECMO etc.).
Aber viel wichtiger ist die Frage, wie eine Weiterbildung in der IHA-Diagnostik in der Zukunft gewährleistet werden kann. Diese Frage richtet sich sowohl an die geforderte Erfahrung, die in manchen Bereichen die Facharztweiterbildung in Neurologie oder Neurochirurgie und die Zusatzweiterbildung Intensivmedizin auf der Handlungskompetenzebene fordert als auch vor allem an die Aus- und Weiterbildung von zukünftigen IHA-Konsiliaren, die bei der geringen Anzahl an IHA-Diagnostik nicht mehr gewährleistet ist.