Geschichte der neurologischen Intensivmedizin
Am 28.01.1984 fand an der Neurologischen Universitätsklinik in Essen auf Einladung des damaligen leitenden Oberarztes Herrn Prof. Dr. Johannes Jörg, später Direktor der Neurologischen Klinik in Wuppertal, ein informelles erstes Arbeitstreffen zur neurologischen Intensivmedizin statt. Ziel war ein gemeinsamer Erfahrungsaustausch zwischen denen auf einer neurologischen Intensivstation tätigen Ärzten, Pflegekräften und Physiotherapeuten. Diese Veranstaltung kann als Geburtsstunde der ANIM (Arbeitsgemeinschaft neurologische Intensivmedizin) angesehen werden. Etwa 50 Teilnehmer waren persönlich eingeladen. Ziel war eine breite, kollegiale Diskussion aktueller neurologisch- intensivmedizinischer Probleme.
In den folgenden Jahren fanden weitere Arbeitstagungen – in Aachen im Jahr 1985 sowie in Hamburg 1986 – statt. Während der 3. Jahrestagung der neurologischen Intensivmedizin in Hamburg wurde die Arbeitsgemeinschaft Neurologische Intensivmedizin (ANIM) offiziell gegründet. In der ursprünglichen Satzung wurden als Ziele der Arbeitsgemeinschaft der Erfahrungsaustausch, die klinische Fortbildung und Förderung der Wissenschaft in der neurologischen Intensivmedizin formuliert. Vorrangig war die Förderung enger Verbindungen zwischen ärztlichem und pflegerischem Bereich und des Kontaktes zwischen der Arbeitsgemeinschaft und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
In der Folgezeit wurden jährlich Arbeitstagungen der ANIM durchgeführt. Alle Tagungen erfreuten sich einer großen Beliebtheit und zählten etwa 1000 Besucher. Sie waren immer ein Treffen junger und alter Neurologen, die sich für die neurologische Intensivmedizin einsetzen.
Die Anzahl der Mitglieder der ANIM nahm ebenfalls vom Gründungszeitpunkt 1986 mit 75 rasch zu. 1994 zählte die Arbeitsgemeinschaft bereits 338 Mitglieder. 2002 wurde die Arbeitsgemeinschaft zur Deutschen Gesellschaft für Neurologische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGNI), eine sog. Schwerpunktgesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Geschichte der neurochirurgischen Intensivmedizin
Die Einrichtung neurochirurgischer Intensivtherapie-Stationen führte zur Entstehung der AG Neurotraumatologie und neurochirurgische Intensivmedizin innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie Anfang der 70er Jahre. Am 20.11.1973 versammelte sich diese Arbeitsgemeinschaft Intensivmedizin erstmals in Gießen. Strukturfragen, die Organisation einer Intensivstation wie auch die Fragen der Therapie der vielfältigen intensivpflichtigen neurochirurgischen Erkrankungen machten eine gemeinsame wissenschaftliche Koordination notwendig. Parallel dazu wurde auch die Fragestellung der Schädel-Hirn-Traumen immer dringender. Hierfür traf sich eine Arbeitsgruppe Schädelhirntrauma am 11.12.1976 in Düsseldorf. In beiden Gruppen arbeiteten dieselben Personen, die erste komplexe Fragestellung in beiden Arbeitsgruppen war die Frage nach der Wirksamkeit von Steroiden bei der Behandlung des Hirnödems. Hier wurde die erste Studie schon 1977 konzipiert.
Die Arbeitsgemeinschaft Intensivmedizin ist somit die erste Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie. Von 1973 bis 1978 stand sie unter der Leitung von Prof. Lorenz, ab 1978 bis 1995 wurde sie von Prof. Karimi-Nejad geführt, von 1995 bis 1999 durch Prof. Piek und von 1999 bis 2011 durch Prof. Rickels.
Die Sektion behandelte auf ihren jährlichen Tagungen jeweils ein aktuelles Thema der Intensivtherapie und ein Thema aus dem Gebiet Schädel-Hirn-Trauma. Die Ausbildung junger Neurochirurgen zu diesen Themen stand traditionsgemäß im Vordergrund dieser Veranstaltungen. Diese Tagungen waren somit auch ein Mittel zur Standardisierung neurochirurgischer Behandlung auf den Intensivstationen und bei Schädel-Hirn-Traumen.
Die heutige DGNI – Deutsche Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin
Durch die identische Interessenlage der Deutschen Gesellschaft für Neurologische Intensivmedizin und Notfallmedizin und der Sektion Intensivmedizin und Neurotraumatologie der DGNC, schlossen sich diese Mitte 2008 zur Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI) zusammen.
Derzeit hat die DGNI mehr als 900 Mitglieder und zählte auf der Jahrestagung ANIM 2017 rund 1400 Ärzte und Pflegekräfte.
Die DGNI vergibt alle zwei Jahre zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Neurologie den H. G. Mertens-Preis für innovative, therapierelevante Forschung in der NeuroIntensiv- und Notfallmedizin. Seit 2016 schreibt die DGNI einen Nachwuchsförderungspreis aus. 2017 wurde erstmalig ein Pflegepreis vergeben.
Die DGNI ist Mitglied der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).