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Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde der NeuroIntensivmedizin,new year 2020

das vergangene Jahr hat uns mit neuen Aufgaben versehen: Digitalisierung, Fachkräftemangel, Neustrukturierung der Krankenhauslandschaft. Die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PPUg-VO) und das Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetz (PpSG) bedingen Umstrukturierungen in der Intensivmedizin und zukünftig auch in anderen pflegeintensiven Bereichen wie der Neurologie. Diese sind wohl-intendiert, aber verfehlen ihr Ziel, wo sie bestehende Personalschlüssel entkräften oder in anderen Bereichen zu Bettenschließungen führen. Die Versorgung neurointensivmedizinischer Patienten stellt an vielen Stellen nach wie vor ein Nadelöhr dar.

Unser Ziel ist es, durch Förderung der Qualität der Ausbildung und wissenschaftlichen Tätigkeit in diesem Bereich zu Strukturverbesserungen beizutragen. Hierzu braucht es mehr Neurologen und Neurochirurgen, die sich der NeuroIntensivmedizin in ihrer Weiterbildung widmen und ihre Kenntnisse zum Wohl unserer Patienten einsetzen.

Das vergangene Jahr ist nach einer erfolgreichen ANIM, vielfältigen Fortbildungsangeboten, Arbeit in Gremien, Leitlinien- und Studiengruppen in Medizin und Pflege zufriedenstellend verlaufen und lässt uns stärker dastehen. Ich danke allen ganz herzlich, die sich im letzten Jahr für die Belange der DGNI und der NeuroIntensivmedizin insgesamt eingesetzt haben!

Mit dem Jahreswechsel steht wie immer die nächste ANIM vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 in Karlsruhe an, wofür Sie vom Kongresspräsidenten Prof. Dr. Georg Gahn bereits eine Einladung mit Ankündigung spannender Schwerpunktthemen erhalten haben. Auf ein Treffen und lebhafte Diskussionen mit möglichst vielen von Ihnen würde ich mich aufs Neue freuen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben frohe Festtage und ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr!

Prof. Dr. med. Oliver W. Sakowitz (Ludwigsburg)
Präsident der DGNI

Foto: © krissikunterbunt / shutterstock.com

buecher

von Prof. Dr. med. Oliver W. Sakowitz, Ehemaliger Präsident der DGNI
  • Notfälle mit Bewusstseinsstörungen und Koma. Interdisziplinäre Fallbeispiele und Analysen
    H.-C. Hansen, C. Dohmen, T. Els, W.F. Haupt, D. Wertheimer, F. Erbguth (Herausgeber)
    Buch | Softcover | 264 Seiten
    2019 / Springer (Verlag) / 978-3-13-240328-4 (ISBN)
  • Neuro-Intensivmedizin. SOPs für die neurologische und neurochirurgische Intensivmedizin
    J. Bösel, S. Schönenberger (Herausgeber)
    Buch | Softcover | 272 Seiten
    2018 / Thieme (Verlag) / 978-3-662-59128-4 (ISBN)
  • Neurochirurgische Intensivmedizin: Basiswissen für Medizin und Pflege
    J. Piek, J. Meixensberger, G. Wöbker (Herausgeber)
    Buch | Softcover | 183 Seiten
    2017 / Zuckschwerdt (Verlag) / 978-3863712297 (ISBN)
  • Neurocritical Care Informatics: Translating Raw Data into Bedside Action
    M. de Georgia und K. Loparo (Herausgeber)
    Buch | Hardcover | 190 Seiten
    2019 / Springer (Verlag) / 978-3662593059 (ISBN)
  • Neurointensive Care Unit: Clinical Practice and Organization
    S.E. Nelson, P.A. Nyquist (Herausgeber)
    Buch | Hardcover | 401 Seiten
    2020 (vorbestellbar) / Springer (Verlag) / 978-3030365479 (ISBN)

Foto: © Prof. Dr. med. Oliver W. Sakowitz

In unserem Newsletter stellen wir Ihnen immer wieder aktuelle Studien mit spannenden neuen Erkenntnissen für die NeuroIntensivmedizin vor, diesmal sind es gleich vier. Die ersten beiden Studien werden von Frau Dr. med. Sylvia Bele, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Regensburg, vorgestellt, die dritte und vierte von Prof. Dr. med. Thomas Westermaier, Neurochirurgische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Würzburg.

Eine randomisierte Studie zum Nutzen einer strengen Blutdruckeinstellung bei Patienten mit intrazerebraler Blutung untersucht, inwieweit eine Blutdrucksenkung zu einer verminderten Größenzunahme der Blutung und damit auch zu einem besseren neurologischen Outcome führt: Clinical Outcomes Depending on Acute Blood Pressure After Cerebral Hemorrhage”.

Eine retrospektive Single-Center-Kohortenstudie vergleicht bei Patienten mit hochgradig malignen Hirntumoren unterschiedliche Mittel für die intraoperative Tumordarstellung: Worin liegen Vor- und Nachteile, wenn 5-Aminolevulinsäure alternativ zu Natriumfluorescein zum Einsatz kommt, damit Neurochirurgen Tumorgewebe von gesundem Gewebe unterscheiden und eine möglichst sichere operative Tumorresektion durchführen können? „Comparison of 5-aminolevulinic acid and sodium fluorescein for intraoperative tumor visualization in patients with high-grade gliomas: a single-center retrospective study”.

In der dritten Studie geht es um neurologische Komplikationen und deren Management unter ECMO-Therapie. Die Organersatztherapie der extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) bei Patienten mit erheblicher Primärschädigung der Lunge oder mit (Multi-) Organversagen ist als Teil einer intensivmedizinischen Therapie trotz zunehmender Verwendung nicht unumstritten, doch findet bei kontinuierlicher Verbesserung der Technik und Zugewinn an Expertise nach wie vor ein Lernprozess bezüglich der Folgen – Wirkungen und Nebenwirkungen – einer ECMO-Therapie: „Neurocritical Care for Extracorporeal Membrane Oxygenation Patients“.

Der vierte Text fasst die Ergebnisse der im Oktober 2019 im „Lancet“ veröffentlichten “Clinical Randomisation of an Antifibrinolytic in Significant Head Injury” (CRASH-3) Studie zusammen

Lesen Sie hier die ausführlichen Studienzusammenfassungen

Foto: © magele-picture / stock.adobe.com

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Vom 14. bis 16. September fand zum 8. Mal die DGNI-Neurointensiv-Summer School statt. Unter wissenschaftlicher Leitung von Dr. med. Albrecht Günther, Leiter der Neurologischen Intensivstation am Universitätsklinikum Jena, wurden wieder in einem bunten Mix aus interaktiven Expertenvorträgen, Fallseminaren, Kleingruppen-Workshops und Simulationstrainings 36 Kolleg:innen aus ganz Deutschland auf den neuesten Stand in den wichtigsten Gebieten der neurologischen, neurochirurgischen und allgemeinen Intensivmedizin gebracht.

Vom 9. bis 11. Oktober 2019 fand die mittlerweile 5. DGNI-Summer School statt. Gastgeber war dieses Jahr die Neurologische Klinik am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians Universität in München unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Klein und PD Dr. Konstantinos Dimitriadis.  Bereits im Vorfeld war der Andrang groß: Die auf 42 Teilnehmerplätze begrenzte Summer School war wie auch in den Vorjahren in Köln (2015 und 2016) und Freiburg (2017 und 2018) restlos ausgebucht. Über drei volle Tage wurden wichtige Themen der Neuro-Intensivmedizin in einer Kombination aus interaktiven Vorträgen, Fallseminaren und Workshops vermittelt. Neben alltagsrelevanten Fragen zu Beatmung, Neuromonitoring und Analgosedierung standen spezielle intensivmedizinische Aspekte neurologischer und neurochirurgischer Krankheitsbilder im Fokus, die von insgesamt 22 intensivmedizinisch sehr erfahrenen Dozenten (darunter auch der Präsident der DGNI, Prof. Dr. Sakowitz aus Ludwigsburg) mit viel Engagement vermittelt wurden.

Von Prof. Dr. med. Oliver W. Sakowitz

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde der NeuroIntensivmedizin,

auch wenn EU-weit jährlich etwa 1,5 Millionen Patienten aufgrund einer Kopfverletzung in einer Klinik aufgenommen werden und hiervon etwa 57000 versterben, ist das Schädel-Hirn-Trauma (SHT) weiterhin nur schlecht charakterisiert. Auf der NeuroIntensivstation stellt das SHT eines der häufigsten Krankheitsbilder dar und beteiligte Behandler müssen hier immer wieder Therapieentscheidungen individuell abwägen. Die traditionelle Einteilung in leichtes, moderates und schweres SHT anhand der Glasgow Coma Scale kann in Zeiten der Präzisionsmedizin, wie sie sich gegenwärtig z.B. in der Onkologie entwickelt, nicht mehr überzeugen. neuroIntensivmedizin brain

Weitere (historische) Klassifikationen allerdings noch weniger. Die Behandlungspfade, gleich ob operativ, konservativ oder sekundär-operativ, sind facettenreich und größtenteils nur mit niedrigem klinischem Evidenzniveau belegt. Auch wenn ein SHT heutzutage eher überlebt wird als noch vor 50 Jahren, sind die klinischen Endergebnisse dennoch nicht signifikant besser.