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SchlaganfallDas letzte Jahr war für die Schlaganfallmedizin mit einer Revolution verbunden. Zusammen mit den Neuroradiologen wurde die mechanische Thrombektomie als evidenz-basiertes Therapieverfahren in die Therapiemöglichkeiten des akuten Schlaganfalls aufgenommen. „Mit der mechanischen Thrombektomie gelingt es Rekanalisationsraten von rund 90 Prozent zu erreichen“, berichtet Professor Dr. med. Gerhard F. Hamann, 2. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und Direktor der Klinik für Neurologie und Neurologische Rehabilitation am Bezirkskrankenhaus Günzburg. Damit ist in Deutschland nun die Aufgabe in den nächsten Jahren die flächendeckende Versorgung akuter Schlaganfallpatienten mit dieser neuen Therapiemethode durch die Kooperation der Beteiligten zu gewährleisten. Wir stehen hier am Anfang einer spannenden Entwicklung.

Prof. Dr. Andreas FerbertMehr als 100 Tage Praxistest sind absolviert: Bereits am 30. März genehmigte das Bundesministerium für Gesundheit die neue Richtlinie zur Diagnostik des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls. Durch die Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt hat sie seit Juli 2015 Gültigkeit erlangt. Der umgangssprachliche Begriff „Hirntod“ wurde durch den medizinisch-wissenschaftlich präzisen Ausdruck „irreversibler Hirnfunktionsausfall“ ersetzt. Als Mitglied des Arbeitskreises des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer, der die Richtlinie überarbeitet hat, spricht Prof. Dr. med. Andreas Ferbert, 1. Vizepräsident der DGNI und Direktor der Klinik für Neurologie am Klinikum Kassel, über die Neuerungen der Richtlinie und was sich in den letzten Monaten bereits getan hat. Ein Fazit mit Ausblick.

Professor Ferbert, wie wurde die neue Richtlinie aufgenommen?
Prof. Ferbert: Die überarbeitete Richtlinie wurde intensiv rezipiert und diskutiert. Verschiedene Landesärztekammern, einzelne Kliniken und Fachgesellschaften bieten Weiterbildungen an. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat beispielsweise einen Kurs entwickelt, der erstmals während der Jahrestagung im September angeboten wurde und in das reguläre Angebot der Fortbildungsakademie der DGN aufgenommen werden soll.
Auf der ANIM wird es am Donnerstag, den 28. Januar ergänzend eine wissenschaftliche Sitzung zur Vorstellung der Änderungen der neuen Richtlinie geben. Dort wollen wir die Fachärzte im Detail informieren und die Sinnhaftigkeit der Änderungen noch einmal zur Diskussion stellen. Anschließend werden die Informationen verdichtet in einem Fortbildungskurs angeboten.

LeitlinienDie DGNI ist zur Zeit an der Erstellung bzw. Aktualisierung der folgenden Leitlinien beteiligt:
- S3 Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz;
- S3 Nichtinvasive Beatmung als Therapie der akuten respiratorischen Insuffizienz;
- S2e Schädel-Hirn-Trauma im Erwachsenenalter;
- S2e Intrazerebrale Blutung;
- S2e Akuttherapie des ischämischen Hirninfarktes;
- S2k Meningoenzephalitis, ambulant erworbene bakterielle (eitrige).

Die Evidence-based guidelines for the management of large hemispheric infarction : a statement for health care professionals from the neurocritical care society and the german society for neuro-intensive care and emergency medicine, eine gemeinsame Leitlinie der DGNI und der Neurocritical Care Society, erarbeitet auf der ANIM 2013 in Mannheim, wurde dieses Jahr im Nervenarzt und im Neurocritical Care Journal veröffentlicht.

IntensivstationDer Vorstand der Bundesärztekammer hat auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirates die 4. Fortschreibung der Regelung zur Feststellung des Todes und die Verfahrensregeln zur Feststellung des endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms beschlossen.

In dieser Richtlinie gibt es einige Änderungen, von denen hier nur die wichtigsten dargestellt werden sollen:

HabilitationsarbeitenBasierend auf einer Umfrage an alle Mitglieder der DGNI wurden in diesem und im letzten Jahr mehrere Promotions- und Habilitationsarbeiten auf dem Gebiet der NeuroIntensivmedizin angefertigt.

Führend sind Studien auf dem Gebiet des ischämischen Schlaganfalls, wie z.B. Stentgestützte Thrombektomie versus iv-Lyse bei Hirnfarkten durch Verschlüsse proximaler Hirnarterien von Dr. Dominic Grande (Celle), Thrombolyseentscheidungen bei neuen oralen Antikoagulantien, Telemedizin-Projekt Auswertungen der systemischen Thrombolyse der zerebrovaskulären Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Dresden, tierexperimentielle Arbeiten zur Dysfunktion der Blut-Hirn-Schranke bei Ischämien von PD Dr. Dominik Michalski (Leipzig).

Prof. Dr. Jürgen MeixensbergerProf. Dr. Jürgen Meixensberger ist neuer Präsident der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI). Bis Ende 2017 wird der Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Leipzig die Geschäfte der wissenschaftlichen Fachgesellschaft leiten. In einem Kurzinterview gibt er Einblick in seine Pläne.

Prof. Meixensberger, was werden Ihre Arbeitsschwerpunkte als neuer Präsident der DGNI sein? Haben Sie konkrete Ziele?

Ich möchte vor allem inhaltliche Punkte im Hinblick auf die neurospezifische Intensiv- und Notfallmedizin angehen. Besonderer Schwerpunkt soll die Vernetzung klinischer Forschung sowie das Thema Weiterbildung sein. Hier gilt es natürlich an bereits laufende Aktivitäten, wie die IGNITE Summer School NeuroIntensivmedizin, anzuknüpfen. Solche Angebote sind enorm wichtig und aus meiner Sicht zielführend, um neueste Entwicklungen im Fachgebiet zu vermitteln, Diagnostik- und Therapieverfahren fundiert zu diskutieren und letztlich in die Kliniken zu bringen. Und natürlich ist so eine Summerschool auch ein wunderbares Instrument, um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Und das ist enorm wichtig: Der Nachwuchs ist die Zukunft der DGNI!