Schlaganfallversorgung während der SARS-CoV2-Pandemie in Deutschland
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Dr. med. Daniel Richter, Bochum, wertete als Co-Autor einer Studie Daten zu Schlaganfallbehandlungen in deutschen Kliniken während der Coronakrise aus. Über deren Ergebnisse berichtete der Neurologe in seinem Vortrag während des Symposiums über die Versorgungsqualität des Schlaganfalls in Deutschland, geleitet von Prof. Dr. Christos Krogias, Bochum und Dr. med. Björn Misselwitz, Eschborn.
Während der ersten Pandemiewelle 2020 verzeichneten Stroke Units in Deutschland einen deutlichen Rückgang an Patienten, Experten waren beunruhigt. In einer ersten bundesweiten Analyse des Forschungsteams um Prof. Dr. Christos Krogias und Dr. Daniel Richter aus der Universitätsklinik für Neurologie im St. Josef-Hospital Bochum zeigte sich, dass „Leute zwischen März und Mai 2020 bei Symptomen eines Schlaganfalls seltener medizinische Hilfe in Anspruch genommen haben“, wie Dr. Richter erklärte. „Die Behandlung von Hirnblutungen ging um 15,8 Prozent zurück. Die stationäre Behandlung von Transitorischen Ischämischen Attacken sanken um fast 23 Prozent.“ Zeitgleich stieg die Krankenhaussterblichkeit bei Patienten mit ischämischen und hämorrhagischen Schlaganfällen. Dr. Richter: „Sie war im Beobachtungszeitraum während der Pandemie im Vergleich zum Zeitraum unmittelbar davor signifikant erhöht. Die Mortalität bei Hirninfarkten stieg von 7,4 auf 8,1 Prozent, die der Hirnblutungen von 29,2 auf 34,9 Prozent.“ Daraus konnte gefolgert werden, dass zwar weniger Patienten während der ersten Welle kamen, diese aber mit schwereren Symptomen eingeliefert wurden. Dabei kann insbesondere eine schnelle Behandlung die Chancen auf vollständige Genesung deutlich erhöhen. Darüber hinaus zeigte die Studie aber auch, dass die Akutversorgung in Deutschland während der Pandemiephase in gleich hoher Qualität stattfand.
Verleihung des DGNI Pflege- und Therapiepreises 2022 sowie der Posterpreise
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Vier Referentinnen aus Münster, Meerbusch, Göttingen und Darmstadt hatten sich mit ihren Bewerbungen um den DGNI Pflege- und Therapiepreis 2022 qualifiziert und waren zur ANIM2022 eingeladen. Mit ihren Präsentationen rangen sie um den begehrten Preis der DGNI. In der Präsentation von Christiane Haack, Meerbusch, ging es um den „Meerbuscher Dekanülierungs Standard (MDS)”. Veronika Kreysch, Münster, gab einen Einblick in die “Entwicklung eines Einarbeitungsleitfadens für Physiotherapie auf der Intensivstation” und bei Silke Stebner, Darmstadt, hieß das Thema „NEURO: Logisch! - Ein interprofessionelles Symposium für neurologische und neurochirurgische Intensivmedizin”. Shiney Franz, Göttingen, konnte sich mit ihrem überzeugenden Vortrag „Interprofessionelle Teamarbeit auf neurologischen Frührehabilitationsstationen” durchsetzen. Der DGNI Pflege- und Therapiepreis wurde ihr von Dr. Peter Nydahl, Kiel überreicht.
Kongresspräsident Prof. Dr. Oliver Sakowitz verlieh die diesjährigen Posterpreise der DGNI. Den ersten Posterpreis bekam Sarah Reitz und die weiteren Posterpreise gingen an Carolin Beuker, Verena Rass, Helena Stengl, Monika Lindner und Julia Isakeit.
Fallserie zu Prä-VITT-Syndrom – postvakzinale Thrombosen verhindern
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Eine wegweisende Arbeit der Klinik für Neurologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin, der Universitätsmedizin Greifswald und des IGNITE-Netzwerks hat gezeigt, dass sich bei frühzeitiger, konsequenter Therapie gefährliche postvakzinale Thrombosen nach einer Impfung mit einem COVID-19-Vektorimpfstoff vermeiden lassen. Dr. med. Farid Salih von der Berliner Charité berichtete über 11 Betroffene, die sich fünf bis 18 Tage nach Impfung mit dem Vakzin der Firma Astrazeneca wegen heftiger Kopfschmerzen vorstellten. Sie erfüllten alle Laborkriterien einer Vakzin-induzierten thrombotischen Thrombopenie (VITT), ohne dass jedoch Hirn- oder Sinusvenenthrombosen vorlagen. „Insgesamt lässt sich konstatieren, dass es offensichtlich ein Prä-VITT-Syndrom gibt, eine VITT ohne thrombotische Manifestationen – bei dem die schweren Kopfschmerzen somit kein Begleitsymptom, sondern ein Warnsymptom für die spätere Entwicklung eines VITT sein können, was einen Handlungsspielraum für frühzeitige therapeutische Interventionen eröffnet“, erklärte der Mitautor der Studie, die kürzlich im renommierten „The New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde. Eine zwischenzeitlich durchgeführte Nachuntersuchung bei 20 Personen mittleren Alters bestätigte, dass eine frühe Therapie des „Leitsymptoms Kopfschmerz“ thrombotische oder hämorrhagische Komplikationen verhindern kann.
Zum ersten Mal auf der ANIM – die DSG Stroke Winter School
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Zum ersten Mal fand auf der ANIM der Ganztageskurs der DSG für das interprofessionelle Team der Stroke Unit statt. Für Assistenzärzte, Pflegefachleute und Therapeuten ging es um interessante Themen wie „Versorgung in Deutschland und international – historische Entwicklung und aktueller Stand”, „Zertifizierungsprozess der DSG – was ist der Nutzen für die Patienten und die Mitarbeiter auf der Stroke Unit?” und das Thema „Neglect nach Schlaganfall – was bei Neglect nach Schlaganfall oft übersehen wird”. Außerdem ging es um Dysphagie nach Schlaganfall unter der Frage „Welche Hirnläsionen prädisponieren für eine Schluckstörung?”, um „Interdisziplinäre Kommunikation –Perlen und Pitfalls” sowie um „Frühe Förderung auf der Stroke Unit – Pflegekonzepte in der Vernetzung” und die Erfassung von Schmerzen bei Einschränkungen der sprachlichen Kommunikationsfähigkeit. Ein weiteres Thema war die Resilienzförderung für Mitarbeiter im Gesundheitswesen.
Präsidentensymposium mit spannenden Beiträgen zur NeuroIntensivmedizin
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Drei hochaktuelle neurointensivmedizinische Vorträge erwarteten die Teilnehmer beim diesjährigen Präsidentensymposium, das traditionell bei der ANIM vom Kongresspräsidenten persönlich gestaltet wird. Flankiert von Prof. Dr. Julian Bösel, Kassel, und Prof. Dr. Helmuth Steinmetz, Frankfurt am Main, als Co-Chairs, eröffnete Prof. Dr. Oliver W. Sakowitz sein Symposium mit den Worten: „Wir haben berufene Redner gewinnen können!”. Die Tagungsteilnehmer durften gespannt sein auf drei renommierte Neurowissenschaftler, deren Vorträge heute am zweiten Kongresstag direkt aus dem Studio in Jena gestreamt wurden.
Der erste Redner war Prof. Dr. Norbert Weidner, Klinik für Paraplegiologie – Querschnittzentrum Universität Heidelberg, dem aktuelle Daten aus dem deutschen Register für Trauma- und Unfallchirurgie für seinen Vortrag „Akute traumatische Querschnittlähmung – wie geht es weiter?“ zur Verfügung gestellt wurden. Im Anschluss hielt Prof. Dr. Jens Dreier, Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie an der Charité Berlin, seine Präsentation „Neues zu Streudepolarisationen nach SAB“ mit beeindruckenden Bildern und Videoaufnahmen zum Schlaganfallgeschehen. Als dritter Redner schaute Dr. Raimund Helbok aus Österreich von der Neurologischen Intensivmedizin und Neuroinfektiologie, Neurologie Innsbruck, über den Tellerrand. Er präsentierte in einer länderübergreifenden Gesamtschau unterschiedlicher Studien einen Abriss erster Vermutungen, zum Teil fragwürdiger Veröffentlichungen und tatsächlicher Erkenntnisse zu „NeuroCOVID und seine Folgen in Europa“ mit dem abschließenden Appell, mit Blick auf COVID-19 wie gewohnt auf der Basis bewährter wissenschaftlicher Erkenntnisse zu agieren.
Akute traumatische Querschnittlähmung – wie geht es weiter?
Prof. Dr. Norbert Weidner, der als Neurologe im Bereich Neuroregeneration und Plastizität des Rückenmarks im In- und Ausland zu diesem Thema aktiv ist, stellte den Stand der gegenwärtig laufenden NISCI-Studie „No-Go Inhibition in Spinal Cord Injury“ in Bezug auf traumatische Rückenmarkverletzungen vor. „Dass die akute traumatische Querschnittslähmung als ,Waisenkind’ der Neurointensivmedizin gilt, ist eigentlich eine gute Nachricht”, eröffnete Prof. Weidner seinen Vortrag. „Denn es handelt sich tatsächlich um eine seltene Erkrankung mit einer Inzidenz von etwa 1000 traumatischen Querschnittslähmungen pro Jahr in Deutschland. Dazu kommen etwa nicht traumatische, also 2000 akuten Querschnittlähmungen im Jahr.” Die spannende Frage war: Welche Therapiemöglichkeiten gibt es, um den neurologischen Erholungsverlauf der Querschnittslähmung zu beeinflussen? Die NISCI-Studie soll zeigen, ob mithilfe einer Antikörpertherapie die Körperfunktionen sowie die Lebensqualität von querschnittgelähmten Patienten verbessert werden können. Dabei kommen spezielle Antikörper zum Einsatz, die Eiweiße blockieren, die wiederum das Nervenneuwachstum im Rückenmark behindern.
Ziel der Behandlung ist es, dass „Nerven wieder, zumindest im eingeschränkten Maße, spontan aussprossen und damit die neurologischen Beeinträchtigungen geringer ausfallen“, so der Experte vom Querschnittszentrum Heidelberg. Nach einer erfolgreichen Phase-I Studie, in der die Sicherheit des Wirkstoffs untersucht wurde, ist es das Anliegen der Phase-II-Studie zu belegen, inwieweit der Antikörper innerhalb von 28 Tagen nach Eintritt der Querschnittslähmung wirksam ist und sich eine Verbesserung zeigt. „Bislang wurden 96 Patienten in die Studie aufgenommen. Wir hoffen, sie bis Ende des Jahres 2022 abschließen zu können“, gibt Prof. Weidner einen Ausblick.
Nach der akuten Phase in der Klinik stellen sich oftmals weitere Begleiterkrankungen ein, häufig auch neuropathische Schmerzen oder heterotope Ossifikationen. In einem Projekt konnte im Tiermodell herausgefunden werden, dass Laufbandtraining wirksam ist, die neuropathischen Schmerzen abzumildern. „Es gibt erste Hinweise darauf, dass auch beim Patienten rehabilitative Interventionen zum einem verminderten Schmerzlevel führen könnten“, referierte Prof. Weidner. In einer weiteren Untersuchung zum Erhalt oder zur Verbesserung der Mobilität von Patienten nach der stationären Behandlung soll untersucht werden, ob sie mit einer Querschnittlähmung nach der Entlassung aus der Klinik auch ambulant adäquat versorgt werden. Eine wichtige Frage war auch, wie gut Patienten tatsächlich in der Lage sind, das in den Alltag zu übertragen, was sie an rehabilitativen Interventionen während der stationären Behandlung im Querschnittszentrum oder in einer Rehabilitationsklinik erfahren haben.