Neurointensivmediziner behandeln Patienten mit schweren Erkrankungen des Nervensystems (Gehirn, Rückenmark und Nervengeflecht). Zu den häufigsten Erkrankungen gehören Schlaganfälle, Blutungen im Gehirn oder in den Zwischenräumen des Gehirns durch den Riss von Aussackungen eines Blutgefäßes (Intrazerebrale Blutung, Subarachnoidalblutung), Hirntumore und Schädel-Hirn-Traumata. Des Weiteren behandeln die Mediziner Infektionen wie bakterielle Hirnhautentzündung, Krampfanfälle, die schwer zu durchbrechen sind (Status epilepticus), Nerven- und Muskelerkrankungen mit schweren Lähmungen (Myasthenia gravis, Guillain-Barré-Syndrom), Verletzungen oder Tumore der Wirbelsäule sowie alle Komplikationen, die mit neurologischen und neurochirurgischen Erkrankungen einhergehen. Die Fachärzte, meist Neurologen oder Neurochirurgen, führen in Zusammenarbeit mit Neuroradiologen interventionelle Behandlungen beim akuten ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfall durch, wie z.B. die mechanische Thrombektomie, Stentversorgung und Aneurysmaversorgung. Zudem steht das Thema Organspende und die damit verbundene Diagnostik des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls ganz hoch auf der politischen und fachlichen Agenda. Diese Kernkompetenzen sind Alleinstellungsmerkmale der Neurointensivmediziner.
Neurointensivmedizin ist eine Auseinandersetzung mit schwersten Erkrankungen des Gehirns, die sehr oft mit erheblichen Funktionsausfällen verbunden sind. In diesem Zusammenhang begleiten ethische Fragen die neurointensivmedizinisch tätigen Ärzte in ihrem Alltag, auch im Spiegel der Gesellschaft. Nahezu jeder diagnostische oder therapeutische Schritt ist auch von Fragen begleitet, wie z.B. „Welches Leben erwartet den Patienten nach der Neurointensivtherapie? Wie wird der Einzelne mit Behinderung, mit Pflege etc. zurechtkommen?“.
Der größte Fachkongress dazu, die ANIM – Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin als gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) findet vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 statt. Drei Tage lang treffen sich in der Gartenhalle in Karlsruhe über 1300 Ärzte und Pflegefachkräfte zu einem umfassenden Update im Bereich der neurologischen und neurochirurgischen Intensiv- und Notfallmedizin.