Nicht genug qualifiziertes Personal – Aus- und Weiterbildung als „Chefsache“ der NeuroIntensivmedizin

Steinmetz BildZum 37. Mal tagen vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 die Deutsche Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) gemeinsam, dann in der Gartenhalle in Karlsruhe. Schwerpunktthemen werden dabei sein: Intrakranielle Blutungen (ICB), zerebrale Ischämie und Intensivmedizin (u.a. mechanische Thrombektomie), klinische Studien, Neuro-Notfallmedizin in der Zentralen Notaufnahme, Aus- und Weiterbildung sowie Strukturen in der NeuroIntensiv- und Notfallmedizin. Was sind die hot topics der NeuroIntensivmedizin und was erwartet die Teilnehmer zur ANIM 2020? Dazu fünf Fragen an den Tagungspräsidenten Prof. Dr. Georg Gahn, Direktor der neurologischen Klinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe.

Herr Professor Gahn, das Städtische Klinikum Karlsruhe verfügt über die einzige spezifisch neurologische Intensivstation im Raum Karlsruhe. Ist das eine Versorgungslage, die gut ist? Steht sie für den Bundesdurchschnitt? Wie sollte sich die gesamtdeutsche neurointensivmedizinische Versorgungsstruktur verbessern, um ein „gut“ oder gar ein „sehr gut“ zu bekommen?

Sicher haben wir hier in Karlsruhe eine privilegierte Situation mit einer spezifisch neurologischen Intensivstation. Wir versorgen hier im dichtbesiedelten Südwesten Deutschlands ein Einzugsgebiet mit ungefähr 700.000-800.000 Einwohnern. Eine solche Zahl benötigt man aber auch, um die personellen Ressourcen auszulasten, die für die 24/7-Versorgung schwerstkranker neurologischer und neurochirurgischer Patienten erforderlich sind. Wir würden auf der Basis nackter Zahlen und durch die mit der alternden Bevölkerung zunehmenden neurologischen Krankheiten sowie der explosionsartigen Verbesserung neurologischer Therapien und Interventionsmöglichkeiten viel mehr ausgewiesene NeuroIntensivstationen benötigen. Damit wäre das Problem aber gar nicht gelöst, da fachlich qualifizierte Ärzte nicht ausreichend verfügbar sind. Hinzu kommt dann noch das immer schwerer wiegende Problem fehlender Intensivpflegekräfte. Nur bei einer adäquaten fachspezifischen neurointensivmedizinischen Betreuung verbessern sich Outcome und Sterberate der Patienten, das belegen diverse nordamerikanische Studien. Nicht nur auf Intensiv- und Notfallstationen, sondern auch in den zunehmend entstehenden Überwachungsstationen – sogenannten „Neuro-Intermediate Care“ oder „High-Dependency“-Stationen –  für operierte und neurotraumatologische Patienten oder für überwachungspflichtige neurologische Patienten ist es dringend notwendig, dass hochspezialisierte Fachkräfte für die Patienten zur Verfügung stehen. Daher muss unsere Devise „Aus- und Weiterbildung“ lauten und zur „Chefsache“ erklärt werden.

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