Pflegekräfte haben eine Pflegekommission bei der DGNI gegründet und einen neuen Preis ausgeschrieben, der nun alle zwei Jahre im Wechsel mit dem DGNI Zukunftspreis verliehen werden soll, das erste Mal bei der ANIM 2025 in Berlin. Andrea Pelz und Danny Petzoldt, Pflegekräfte aus Leipzig, erläutern den Hintergrund der neu gegründeten Pflegekommission und den neu ausgeschriebenen DGNI-Preis und geben einen Einblick in ihren Alltag auf einer NeuroIntensivstation.
Sie haben eine Pflegekommission gegründet und einen neuen Preis ausgeschrieben, der nun alle zwei Jahre im Wechsel mit dem DGNI Zukunftspreis verliehen werden soll. Was ist der Hintergrund? Wer kann sich bewerben?
Andrea Pelz: Hintergrund der Gründung der Pflegekommission war es, eine Anlaufstelle für (Intensiv)Pflegekräfte/Therapeuten zu schaffen, eine Plattform zu implementieren, um sich fachlich zu vernetzen, Ansprechpartner innerhalb der DGNI schnell zu finden, Wissen und Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung in der Neuro-Intensiv und Notfallmedizin kompakt greifbar und schnell abrufbar zu haben und nicht zuletzt die Komplexität der Arbeit in der Neurointensivpflege hervorzuheben und Kolleg: innen zu stärken.
Danny Petzoldt: Ich möchte mich anschließen und ergänzen, dass wir ebenfalls gern zeigen möchten, dass Pflegende und Therapeut:innen ein fester Bestandteil der Behandlung und eine große Säule in der Versorgung von Patienten in der (Neuro-)Intensivmedizin und Notfallmedizin sind. Deshalb möchten wir, dass die Pflege und Therapie in der DGNI abgebildet wird und die Interessen und Wünsche von Pflegenden und Therapeuten durch unsere Kommission aufgenommen und bearbeitet werden. Und natürlich möchten wir auch für eine Mitgliedschaft in der DGNI und für die Mitwirkung innerhalb der Kommission Pflege und Therapie werben. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir als Pflegende und Therapeuten mit einer großen Mitgliederzahl gemeinsam innerhalb und außerhalb der DGNI etwas bewirken können.
Unabhängig von der Gründung der Kommission Pflege und Therapie wurde durch das Präsidium der DGNI für das kommende Jahr der Pflegewissenschaftspreis ausgeschrieben. Dieser soll alle zwei Jahre an Pflegende mit einer innovativen und wissenschaftlichen Idee zur Unterstützung für ein geplantes Pflegeforschungsprojekt verliehen werden. Der Preis ist unabhängig von der Kommission Pflege und Therapie zu sehen. Dennoch werden im Preiskuratorium natürlich auch Kolleg:innen der Kommission Pflege und Therapie vertreten sein.
Die Arbeit in der Intensivpflege ist besonders anspruchsvoll. Welche Voraussetzungen sollten angehende Fachkrankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie mitbringen?
Andrea Pelz: In erster Linie sollten angehende Fachpflegepersonen eine große Portion Freude und Interesse am Fachgebiet Intensivpflege mit allen seinen unvorhersehbaren Ereignissen mitbringen. Empathie, Flexibilität, Teamfähigkeit, Humor – ganz wichtig –, aber auch Kreativität sind definitiv Attribute, die uns im Klinikalltag auf einer Intensivstation weiterbringen. Kontinuierliche Weiterbildung und lebenslanges Lernen sind ebenfalls unerlässlich, um den sich ständig wandelnden Anforderungen gerecht zu werden.
Danny Petzoldt: Auch hier kann ich mich Frau Pelz nur anschließen und vielleicht noch ergänzen, dass Neuro-(Intensiv-)Pflege etwas ganz Besonderes ist, man weiß nie so richtig, was auf einen innerhalb des Dienstes zukommt. Ich sage immer: „Neurologie und neurologische Pflege muss man wollen, die Patienten sind etwas ganz Besonderes und bedürfen auch einer besonderen Form von Pflege und Aufmerksamkeit“. Neurointensivpflege ist in den meisten Fällen nicht so apparativ wie die internistische und chirurgische Intensivpflege, hier ist der Kopf das Problem und nicht immer sind die restlichen Organe des Patienten so schwer erkrankt, dass zum Beispiel auch eine Dialyse notwendig ist. Dennoch ist es wichtig, dass auch innerhalb der (Neuro-)Intensivmedizin Fachpflegekräfte für Intensivpflege und Anästhesie ausgebildet und eingesetzt werden.
Was macht den Beruf für Intensivpflegekräfte auf (Neuro-)Intensivstationen so abwechslungsreich und interessant?
Andrea Pelz: Auf der (Neuro-) Intensivstation haben wir ein großes Spektrum an Patienten, von ganz jung, also im Alter von 16 Jahren mit angeborenen oder erworbenen Defiziten, die zu "alt", zu "groß" oder zu komplex in ihren neurologischen/neurochirurgischen Erkrankungen für eine pädiatrische Intensivstation sind; über junge Erwachsene, die durch Akutereignisse wie Hirninfarkte, Hirnblutungen oder entzündliche Erkrankungen und vieles mehr mitten aus dem Leben und von ihren Familien und/oder Kindern weggerissen werden; bis hin zu hochbetagten Patienten mit multimorbidem Hintergrund und palliativem Werdegang bis zum Lebensende. Wir betreuen mehrere Patienten pro Schicht, oftmals Jung und Alt in einem Zimmer, die Waage zwischen Kampf ums Überleben und Akzeptanz des Unaufhaltsamen ist auch mal ungerecht verteilt. Unsere Aufgaben sind hochkomplex und verlangen nicht selten alles an psychischen und physischen Reserven von uns Intensivpflegenden ab. Das macht das Arbeitsfeld so abwechslungsreich, interessant, aber auch fordernd. Trotz dieser Herausforderungen bieten sich auch viele Möglichkeiten zur persönlichen und beruflichen Entwicklung durch kontinuierliche Weiterbildung und den Austausch mit Kolleg:innen.
Danny Petzoldt: Die (Neuro-)Intensivpflege ist etwas Besonderes, genau wie die Patienten, welche wir versorgen, von Jung bis Alt, mal schwerer und mal leichter betroffen. Jeder ist für sich einzigartig und bedarf einer anderen Art von Pflege und Aufmerksamkeit. Auch die Begleitung der Angehörigen während der gesamten Behandlung ist eine wichtige Aufgabe des Pflegepersonals. Gerade die Versorgung und Begleitung der Patienten und deren Angehöriger geht oftmals mit einer hohen physischen und psychischen Belastung einher. Dennoch gibt es auch ganz viele schöne Momente, die man gemeinsam mit den Patienten und Angehörigen erleben kann, gerade wenn es nach einer schweren Zeit dann wieder bergauf geht. Jeder Tag auf einer (Neuro-)Intensiv ist ein anderer und selten wie der Tag zuvor.
Herzlichen Dank für die spannenden Einblicke in Ihren Alltag auf einer (Neuro-)Intensivstation!
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