Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Seit der ANIM im Januar in Berlin bin ich turnusgemäß Präsident der DGNI. Ich übernehme das Amt in einer anstrengenden Zeit. Nach vielen politisch und gesellschaftlich relativ stabilen Jahren hat die Corona-Pandemie in den letzten drei Jahren unsere Gesellschaft aufgewühlt und verändert. Im vergangenen Jahr wurde sie als Hauptthema von einem Krieg in unmittelbarer Nähe abgelöst. Die bereits vor der Pandemie bestehenden Probleme – Pflegekräftemangel, Ärztemangel, schwer kompensierbare Arbeitsverdichtung in den Krankenhäusern – haben sich aber zwischenzeitlich nicht von allein gelöst. Trotz vielerlei umtriebiger Aktivitäten sind Antworten auf diese drängendsten Probleme vonseiten der Gesundheitspolitik ausgeblieben. Im Gegenteil: Eine Krankenhausreform ist geplant, die durch Umverteilung von Geld neue Strukturen schaffen will und auch wird – die aktuellen Defizite werden dadurch aber nicht angegangen. Die Folge wird sein, dass sich das Therapieangebot umverteilen wird. Für hoch spezialisierte medizinische Disziplinen, wie es die NeuroIntensivmedizin und vor allem die Neuro-Notfallmedizin ist, besteht die Gefahr einer Verschlechterung der Versorgungslage. In einer Möglichkeit zur Stellungnahme haben wir im Namen der DGNI ausführlich die Schwächen des aktuellen Regierungsentwurfs aufgezeigt, soweit sie unser Fachgebiet und die angrenzenden Disziplinen betreffen. So sehen wir beispielsweise die Implementierung eines allgemeinen Facharztes für Intensivmedizin und eines Facharztes für Notfallmedizin und deren Stellenwert in den Vorschlägen der Regierungskommission sehr kritisch. Zudem haben wir die Gefahren der aktuellen Reformvorhaben in einem direkten Brief an den Bundesgesundheitsminister dargelegt.
Leitthemen werden in den kommenden Jahren die Profilierung der NeuroIntensivmedizin und ihre Abgrenzung zur allgemeinen Intensivmedizin, die Ausweitung des Fort- und Weiterbildungsangebots mit dem Ziel eines Zertifikats, die Entwicklung internationaler Beziehungen sowie der interprofessionelle Austausch, insbesondere mit dem Ziel der vermehrten Einbeziehung der Fachpflege in unsere Fachgesellschaft, sein.
In diesem Sinne freue ich mich auf eine interessante und spannende Zeit als Präsident der DGNI.
Beste Grüße
Thomas Westermaier