Bearb.Foto Wolf Dirk Niesen Universität Freiburg

Als das erste Treffen forschungsbegeisterter NeuroIntensivmediziner 2010 in Berlin mit dem Ziel, eine deutschlandweite Forschungsplattform zu erschaffen, stattfand, konnte keiner der Teilnehmer ahnen, wie nachhaltig und erfolgreich sich dieses klinische Forschungsnetzwerk entwickeln würde. Ein Forschungsnetzwerk, das ohne relevante finanzielle Ausstattung entstehen sollte und lediglich durch die Begeisterung für die NeuroIntensivmedizin und die klinische Forschung getragen werden würde.

Andererseits war aber auch klar: Fragestellungen für die klinisch neurointensivmedizinische Forschung gab es genügend und keine ließ sich durch die bisherigen vornehmlich monozentrischen Studienansätze ausreichend schnell und gut publizierbar beantworten, sondern nur gemeinsam, mit der gemeinsamen Begeisterung für die Neurointensivmedizin und der Bereitschaft für einen offenen, kritischen, gleichberechtigten und v.a. einladenden Austausch über wissenschaftliche Fragestellungen und Studienansätze, die in realisierbare klinische Studien münden sollten.

Und so waren dann schnell auch die Grundlagen für das Netzwerk formuliert: ein Netzwerk für multizentrische Datenerhebungen/Studien der gesamten NeuroIntensivmedizin, ohne Exklusivität, sondern offen für jede/n NeuroIntensivbegeisterte/n mit Commitment für die Idee des Netzwerkes und die Idee des offenen Austausches und mit klaren und transparenten Regeln für die Publikationen der gemeinschaftlichen Projekte. Den Rahmen stellten die halbjährlichen Netzwerktreffen, die Leitung durch einen neurologischen und einen neurochirurgischen Sprecher der Gruppe und die Angliederung an die DGNI dar. Die Iniative of German NeuroIntensive Trial Engagement, kurz IGNITE, war gegründet.

Inzwischen besteht das Netzwerk mehr als 10 Jahre und kann auf der oben dargestellten Grundlage beträchtliche Erfolge aufweisen: Mehr als 60 assoziierte Teilnehmer zählen sich der IGNITE-Gruppe zugehörig, mit Beteiligung an vergangenen, laufenden oder geplanten Projekten. Der Teilnehmerkreis umfasst hierbei nicht nur die Leiter der NeuroIntensivstationen und ehemalige NeuroIntensivisten sondern auch eine Vielzahl an jüngeren Mitgliedern angehender NeuroIntensivmediziner/innen. Aber auch ein Großteil der ehemaligen Gründungsmitglieder sind weiterhin im Netzwerk engagiert, treiben aktuelle und zukünftige Projekte voran und organisieren die halbjährlichen Netzwerktreffen mit, die inzwischen an vielen Standorten in Deutschland durchgeführt wurden.

Das hohe klinisch-wissenschaftliche Engagement zeigte bereits im Jahr nach der IGNITE-Gründung erste Früchte mit ersten Publikationen, deren Anzahl und Güte in den folgenden Jahren rasch anstieg. So kann IGNITE inzwischen auf eine kumulative Anzahl von 31 Publikationen mit einem kumulativen Impakt von 270,152 IF (bis Anfang 2022) in z.T. hochrangigen Journals wie Neurology, JAMA, JAMA Neurology und dem NEJM verweisen mit einer Vielzahl an ausstehenden Projektpublikationen (siehe Grafiken).

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Die Themen decken das gesamte Spektrum der NeuroIntensivmedizin ab, mit Publikationen zu zerebraler Ischämie, malignem Mediainfarkt, intrazerebraler Blutung, GBS und Myasthenie, Status epilepticus, COVID-19 und allgemein-intensivmedizinischen Themenschwerpunkten. Einige Highlight-Publikationen finden sich auf der Webseite der IGNITE auf der DGNI-Homepage. Anhand der beteiligten Autoren zeigt sich ein beeindruckendes, dichtes Bild des deutschlandweiten Netzwerks:

IGNITE Netz Publikationen

Die hochengagierte und intensive klinische-wissenschaftliche Zusammenarbeit des Netzwerkes, in dem die geplanten Projekte im Vorfeld kritisch und intensiv von den Netzwerk-Beteiligten durchleuchtet und diskutiert werden, zahlt sich aber nicht nur durch die Anzahl und Güte der resultierenden Publikationen aus, sondern ist auch ein Grundlage für die Vielzahl an Förderungen, die IGNITE-Projekte in der jüngeren Vergangenheit erhalten haben: Insgesamt 12 Projekte wurden bzw. werden aktuell durch Fördergelder aus verschiedenen Richtungen (u.a. Stiftungen, DGNI, DFG/BMBF, EU) unterstützt. Eine wichtige Auszeichnung für das weiterhin offene, rein „Investigator-initiated“ Netzwerk.

Die IGNITE Gruppe engagiert sich aber nicht nur wissenschaftlich im Bereich der NeuroIntensivmedizin. Schon früh war klar, dass gute klinische Wissenschaft nur auf der Grundlage einer guten Aus- und Weiterbildung erfolgen kann und es einen großen Bedarf an praxis-orientierten, curriculären Weiterbildungsmöglichkeiten gab. Vor diesem Hintergrund wurde 2015 die Summerschool NeuroIntensivmedizin von Mitgliedern der IGNITE ins Leben gerufen. Im Vordergrund stand und steht die praktische neurointensivmedizinische Weiterbildung in einem festen Curriculum, vor allem aber das Lernen von den Experten, das neurointensivmedizinische Netzwerken und die Begeisterung für die NeuroIntensivmedizin. Die erste Summerschool fand in Köln noch in Eigenregie durch IGNITE selber statt, inzwischen hat die DGNI die Summerschool unter ihre Fittiche genommen, das Konzept ist jedoch geblieben und die Summerschool erfreut sich eines enormen Zulaufes, ob in Köln, Freiburg, München oder aktuell in Jena. Darüber hinaus engagiert sich IGNITE gemeinsam mit der DGNI auch weiterhin in der Verbesserung der Weiterbildung in der NeuroIntensivmedizin.

Wo geht für INGITE die Reise in den nächsten Jahren hin?
Der Erfolg des Netzwerkes bestätigt das Konzept und so wird IGNITE auch weiterhin seine Projekte als offenes Investigator-initiated Netzwerk unter der Leitung der beiden aktuellen Sprecher Herr PD Dr. Farid Salih (Berlin) und Herrn PD Dr. Konstatinos Dimitriadis (München) fortführen. Eine Vielzahl an Projekten sind derzeit in Bearbeitung und Ideen für neue Projekte gehen dem Netzwerk nicht aus. Diese lassen sich durch die Einbindung in und die Unterstützung durch die DGNI nun noch besser in die Tat umsetzen.

Die Stabilität der Zusammenarbeit und der konstante Fluss an multizentrischen Projekten mit entsprechender Sichtbarkeit durch die hochkarätigen Publikationen sollen in der Zukunft die Grundlage für multizentrische Projekte, die über den nationalen Rahmen hinausgehen, darstellen. Erfolgreich umgesetzt wurde dies bereits mit der SETPOINT-2-Studie, die als nationale multizentrische Studie startete und im Verlauf auch mit Zentren der amerikanischen Neurocritical Care Society (NCS) fortgesetzt und abgeschlossen wurde. Diese Zusammenarbeit soll auch zukünftig weiter ausgebaut werden. Neben der Zusammenarbeit mit der NCS erreichen das IGNITE-Netzwerk aber auch erste Anfragen zur Kooperation aus dem europäischen Ausland – ein spannender Ausblick, denn interessante Fragestellung gibt es ausreichende, die in einem solchen Rahmen zu beantworten sind.

Ein weiterer Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit wird ebenfalls die Attraktivität für neue Mitglieder sein. Zwar hat IGNITE keine Schwierigkeiten mit „Nachwuchs“ junger, interessierter und engagierter NeuroIntensivisten, allerdings kommen zum aktuellen Zeitpunkt die Mehrheit der beteiligten Aktiven aus den Reihen der Neurologen und so wirbt IGNITE aktiv vor allem um interessierte Neurochirurgen, aber auch Neuroanästhesisten und Intensivmedizinier mit einem Interesse an der NeuroIntensivmedizin. Auch die Weiter- und Ausbildung in der NeuroIntensivmedizin wird in der Zukunft Schwerpunkt der IGNITE-Gruppe bleiben. Auch hier gibt es vielfältige Projekte abzuschließen (Stichwort Weiterbildungslogbuch und Ausgestaltung der Neuro-Kompetenzen in der Weiterbildungsordnung „Intensivmedizin“) und neue Projekte voranzutreiben.

NeuroIntensivmedizin braucht gut ausgebildete, engagierte und wissenschaftlich interessierte neurologische und neurochirurgische Intensivmediziner/innen und IGNITE ist hierfür innerhalb der DGNI ein wichtiger Ansprechpartner und eine gute Plattform.

Interesse geweckt? Dann geht es hier zur Webseite der IGNITE.