Bewährte Fort- und Weiterbildung: Kompaktkurs und ENLS-Kurs

Direkt am ersten Kongresstag ist mit dem „NeuroIntensivmedzin Kompakt“-Kurs und dem „Emergency Neurologic Life Support“-Kurs (ENLS) auch wieder das bewährte Fort- und Weiterbildungsprogramm angelaufen. Der beliebte ENLS Course, der eintägige Reanimationskurs für alle Neuro-Notfälle, ist nach der guten Resonanz in den Vorjahren auch auf dieser ANIM wieder gefragt. Unter Leitung der ENLS-Trainerin Dr. med. Katja Wartenberg, Leipzig, werden junge Ärzte in ihrer praktischen Arbeit in der Rettungsstelle und auf der Intensivstation unterstützt. Sie lernen in dem von NeuroIntensivmedizinern, Anästhesisten, Neurochirurgen, Notärzten, Pharmakologen und Pflegekräften der Neurocritical Care Society entwickelten Kurs, der über den ganzen ersten Kongresstag läuft, wie 14 neurologische und neurochirurgische Notfälle während der kritischen ersten Stunden behandelt werden. Dabei können die Teilnehmer ihre Handlungskompetenz in Notfallsituationen stärken und nach Bestehen eines Tests pro Modul ein ENLS Zertifikat erhalten.

Gleichzeitig startete der auf zwei Tage angelegte „Neurointensivmedizin – kompakt“-Kurs mit dem Einstiegs-Vortrag „Neurologische Untersuchung bei komatösen Patienten“ von Prof. Dr. med. Wolfgang Müllges, Würzburg. Um „Akute Gedächtnisstörungen“ ging es in den folgenden Ausführungen von Dr. med. Joachim Scheßl, Karlsruhe und um „Drogenintoxikationen“ in der Präsentation von Prof. Dr. med. Frank Erbguth, Nürnberg. Mit insgesamt 8 Modulen bietet dieser Fortbildungskurs, den die DGNI für eine theoretische Unterstützung der praktischen Klinikausbildung zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) anbietet, eine gute Ergänzung für junge Assistenzärzte, die in der Notfallaufnahme im Nacht- und Bereitschaftsdienst und auf der NeuroIntensivstation eingesetzt werden. Dieses umfassende Angebot ist auch in diesem Jahr wieder gut besucht.

Präklinische Versorgung von Patienten mit SHT und Polytrauma: Der „Teledoktor“

In dem wissenschaftlichen Symposium „Präklinische Versorgung von Patienten mit SHT und Polytrauma“ ging es unter dem Vorsitz von Oliver W. Sakowitz, Ludwigsburg, und Andreas Unterberg, Heidelberg, unter anderem um den Einsatz eines sogenannten „Teledoktors“. Der Beitrag von Dr. med. Jan Purrucker, Heidelberg, über die fernmedizinische Einbindung von Rettungsmitteln in der akutmedizinischen Versorgung bot einen spannenden Blick in eine vielleicht nicht allzu ferne Zukunft. Der Einsatz eines Telenotarztes (TNA), eventuell auch die präklinische Einbindung eines Telefacharztes könne und solle den Notarzt nicht ersetzen – sondern sinnvoll ergänzen, betonte Purrucker. Vor dem Hintergrund der drastisch gestiegenen Zahl von Notfallereignissen in den vergangenen zehn Jahren und zugleich einem Rückgang des Anteils der arztbesetzten Rettungseinsätze wurde ein Telenotarztkonzept entwickelt, welches derzeit in einigen Modellregionen in Bayern, um Aachen oder in Mecklenburg-Vorpommern getestet wird. Ziel ist es, die arztfreie Zeit präklinisch zu verkürzen, um die Patienten auf dem Weg in die Notaufnahme noch besser zu versorgen. Dafür braucht es – verkürzt gesagt – nicht mehr als eine drehbare Kamera im RTW und einen mit mehreren Bildschirmen ausgestatteten Arbeitsplatz, an dem der Telenotarzt auf diverse Daten zugleich digital zugreifen, Patientendaten integrieren, nebenher Guidelines oder Algorhithmen recherchieren kann. Aber ist der Arzt am fernen Bildschirm wirklich der Richtige für SHT und Polytrauma? Purrucker erläuterte die Vorteile des Konzepts, etwa die hohe Verfügbarkeit von Fachärzten auch parallel, dezentral und überregional. So wäre es künftig denkbar, dass ein Notfall in Flensburg eines Tages von einem TNA Provider in Freiburg behandelt wird. Auch mit der größeren Übersicht aus der Ferne oder präzisen Kenntnissen innerklinischer Abläufe punktet der Telenotarzt. Andererseits würden unter Umständen Manpower, diagnostische Skills und Notfalltechniken am Einsatzort fehlen, wenn der Notarzt nicht mit vor Ort ist.

Gleichwohl sind verschiedene Szenarien denkbar und durchaus vorteilhaft: So könne der Telenotarzt Zeit überbrücken, wenn der Notarzt nicht zeitgleich mit dem RTW eintrifft. Auch konsiliarisch könne der TNA den Kollegen vor Ort unterstützen. So könne die Verfügbarkeit der „Ressource Notarzt“ erhöht werden – bei jenen Einsätzen, bei denen er auch wirklich gebraucht wird. NEF/NAW-Standorte ließen sich so aber nicht reduzieren, mahnt Purrucker. Wenn überhaupt, dann nur vereinzelt in urbanen Regionen mit kurzen Wegen, wenn ein Telenotarztkonzept flächendeckend implementiert wurde. Keinesfalls aber im ländlichen Raum, wo so nur längere Anfahrtswege entstehen würden. Ein weiter Weg zum TNA-Konzept scheint es nicht zu sein: "Schon heute sind wir mit Tablets und Smartphones überhaupt nicht mehr auf fest installierte Kameras angewiesen, senden und empfangen Daten, Fotos und bald hoffentlich auch Videos vom Rettungsteam in die Klinik", schildert Purrucker Erfahrungen mit Telemedizin am Uniklinikum Heidelberg. Technische Innovationen werden diesen Austausch begünstigen. Er zeigte sich überzeugt, dass die Datenbrille Rettungsteam und Telenotarzt weiter zusammenrücken lassen wird.

Symposium der ADNANI – Positive Auswirkungen eines Farbkonzepts in der Klinik

Im Symposium der ADNANI, der Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Neuroanästhesisten und NeuroIntensivmediziner, präsentierte Dr. med. Gabriele Wöbker, Wuppertal, Auswirkungen von Farben im Lebensraum, die für die Gestaltung von Klinikräumen genutzt werden können. In ihrem Vortrag „Delir und Farbe – besteht da ein Zusammenhang?“ stellte die Direktorin der Klinik für Intensivmedizin am Helios Universitätsklinikum Wuppertal, Universität Witten/ Herdecke aktuelle Untersuchungen eines optisch ansprechenden Farbgebungskonzepts im Krankenhaus mit signifikanten Auswirkungen auf alle Beteiligten vor. Befragungen von Patienten und Klinikpersonal zeigten überwiegend positive Auswirkungen, eine um durchschnittlich 25% gestiegene Zufriedenheit sowie einen Rückgang des Medikamentenverbrauchs auf der Intensivstation im Schnitt um 25 % bei den Neuroleptika. Bei der an den Vortrag anschließenden Rückfrage, welche Änderungen mit relativ wenig Aufwand durchzusetzen seien, kam ein innovatives Lichtkonzept ins Spiel: Der Einsatz von LED-Leuchten mit hohem Farbwiedergabeindex statt der immer noch verbreiteten Neonleuchten könnte entscheidend zur Zufriedenheit bei Patienten, Personal und Ärzten beitragen.