Anstieg der Hospitalisierungen infolge eines SHT
Die Krankenhausaufenthaltszahlen sind auf 10.3 Millionen Krankenhausaufenthalte bei Frauen (ein Plus von 12%) und 9.3 Millionen bei Männern (ein Plus von 15%) angestiegen. Davon stehen Unfälle mit 1.65 Millionen Fälle an dritter Stelle der Statistik.
Um über Häufigkeit des Schädel-Hirn-Traumas als Folge häuslicher Unfälle mehr sagen zu können, muss man sich die Gesamtstatistiken genauer ansehen. Pro Jahr erleiden ca. 8,9 Millionen Menschen bei einem Unfall eine Verletzung. Eine stationäre Krankenhausbehandlung war im Jahr 2015 in dieser Patientengruppe in 1.648.528 Fällen (18,52%) notwendig (mittlere Verweildauer 3,7 Tage). Davon waren 396.891 Personenschäden im Straßenverkehr und die restlichen Fälle teilen sich auf Unfälle im häuslichen Umfeld, Suizidversuche, Ertrinken, Verbrennungen etc. auf. Von den Behandelten hatten 400.183 eine Kopfverletzung, wobei bei 40.089 Fällen eine Schädelfraktur und bei insgesamt 272.594 eine intrakranielle Verletzung verschlüsselt wurde. Von den 272.594 Fällen der intrakraniellen Verletzung waren erwartungsgemäß der Großteil ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma (90,9%), 3,9% erlitten ein mittelschweres und 5,2% ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Von den 400.183 Kopfverletzungen ist seit 2013 jedes zweite Schädel-Hirn-Trauma Folge eines Sturzes, wobei insgesamt 73,1% zusätzliche Verletzungen wie Schädel- oder Gesichtsschädelfrakturen erleiden. Interessanterweise erhielten 2015 nur ca. 20% aller Unfallverletzten ein Schädel-CT.
Viele Unfälle im häuslichen Umfeld und bei Sport- und Freizeitaktivitäten enden tödlich
Wenn man sich die Verletzungen durch Unfall, Vergiftung, Suizid und andere äußere Ursachen ansieht, entfallen davon ca. 2,73 Millionen auf Unfälle im häuslichen Umfeld und ca. 2,63 Millionen auf Unfälle bei Sport und Freizeitaktivitäten, wobei die Verteilung hierbei in den jeweiligen Altersgruppen stark unterschiedlich ist. Bei den Menschen bis 24 Jahre dominieren unnatürliche Todesursachen (Gipfel von 74% im Alter von 19 Jahren). Freizeitunfälle stellen mit 54% den größten Anteil neben Verkehrsunfällen. Bei den älteren Patienten überwiegen Stürze als Verletzungsursache. Statistisch gesehen stürzen im Alter > 65 Jahre 30 von 100 Menschen mindestens einmal im Jahr schwer und 12% erleiden dabei eine Kopfverletzung, 25% ein Polytrauma. Dabei stellen Stürze im häuslichen Umfeld (zu Hause, in Wohn- oder Pflegeheimen, Garten) mit knapp 58% die häufigste Unfallursache dar. Nimmt man die Todesfälle durch Unfall, ist der Anteil noch deutlich höher (ca. 64%).
Im Jahr 2015 verstarben in der BRD insgesamt 925.200 Menschen. 36.496 (3.9%) davon verstarben an den Folgen eines Unfalls oder einer sonstigen Verletzung (Verkehrsunfall, Unfall in häuslicher Umgebung, Vergiftung und Selbstverletzung bzw. Suizid). Lässt man Vergiftungen und Verbrennungen, Suizid sowie Ertrinken außer Acht, zählt man 2015 insgesamt 24.578 tödliche Unfälle, 12.867 allein durch Sturzfolgen, 3.573 durch Verkehrsunfälle. Damit berechnet sich der Anteil der Toten durch Sturz an der Gesamtzahl der Verstorbenen mit 3.9%. 6.100 der Unfalltoten waren unter 65 Jahre alt, 18.476 über 65 Jahre, was die zunehmende Verschiebung der tödlichen Unfallereignisse in das höhere Lebensalter darstellt. Davon waren 9.813 Unfälle im häuslichen Bereich. Auch hier zeigt sich die Tendenz zu älteren Betroffenen, denn 8.815 dieser Verstorbenen waren älter als 65 Jahre. Der Anteil der tödlichen Stürze im häuslichen Umfeld inklusive Treppenstürze nimmt hierbei mit zunehmendem Alter zu, insbesondere was die tödlichen Kopfverletzungen nach Sturz betrifft. Diese betragen in der Altersgruppe der über 65 Jährigen 64%. Die Verteilung bei den Stürzen im häuslichen Umfeld zeigt insgesamt einen höheren Frauenanteil mit 5.395 : 4.418, wobei die Männer bis zum Alter von 72 Jahren häufiger an den Folgen eines Sturzes starben.
Mehr Männer stürzen von einer Leiter und von Balkonen
Die tödlichen Stürze im häuslichen Umfeld oder Wohn-/Pflegeheim unterteilen sich in Stürze auf der Ebene, die zwischen Männern und Frauen relativ gleich verteilt sind, Stürze von einer Leiter (Männer: Frauen 119 : 7) und Treppenstürze mit 1.271, bei denen etwas mehr Männer eine tödliche Verletzung erleiden. Besonders auffällig ist der Geschlechterunterschied bei Stürzen aus größerer Höhe (Balkon, Dach etc.), die meist in suizidaler Absicht erfolgen. Hier zeigt sich bei einer Gesamtzahl von 1.021 Fällen eine Verteilung zu Gunsten der Männer mit 642 : 379. Nimmt man alle Sturzfolgen zusammen, ist nach wie vor die Knochenfraktur und deren Folgen die häufigste Todesursache. Bei den Treppenstürzen ist allerdings das Schädel-Hirn-Trauma eine der führenden Todesursachen.
Zusammenfassend zeigt sich in den Statistiken der letzten Jahre, dass die Anzahl der Todesfälle durch Stürze im häuslichen Bereich zunimmt und insbesondere auch die Anzahl der Schädel-Hirn-Traumata, die in 37,5% der Fälle die Ursache des Versterbens nach Sturz sind. Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch die deutliche Verschiebung der Betroffenen ins höhere Lebensalter. Der Anteil der > 65 Jährigen beträgt 20% der Gesamtbevölkerung, allerdings sind 50% der Unfalltoten alter als 65 Jahre und 15% aller Menschen, die durch ein Schädel-Hirn-Trauma versterben, sind älter als 80 Jahre. In mehr als 60% dieser Fälle sind Unfälle im häuslichen Bereich die Ursache des Schädel-Hirn-Traumas.