Kategorie: Pressemeldungen
ANIM2018 Joint Meeting2 Überaus lebhafte Diskussionen gab es beim zweiten Joint Meeting mit der Neurocritical Care Society (NCS) am zweiten Kongresstag der ANIM 2018 in Würzburg mit über 100 Teilnehmern. „Diese Resonanz hat wirklich alle Erwartungen übertroffen!“, so Prof. Dr. Georg Gahn, Präsident der DGNI. Unter dem gemeinsamen Vorsitz eines deutschen und eines amerikanischen Experten gab es abwechselnd hochkarätige Vorträge von deutschen und amerikanischen Medizinern und Forschern mit anschließender Diskussion.

Unter dem Titel „Let’s join forces – global research collaboration“ wurden aktuelle Projekte vorgestellt und diskutiert, unter anderem die der IGNITE Gruppe der DGNI und des NCS Research Networks. Höhepunkte des diesjährigen Joint Meetings von DGNI und NCS war die Erarbeitung von zwei „Position Papers“ zu den Themen "Prognostication in Neurocritical Care" und "Post ICU Syndrome".

„What will the outcome be? Prognostication in neurocritical care“ war das heiß diskutierte Thema, in dem die Notwendigkeit, aber auch die Schwierigkeiten der Prognosefindung verschiedener neurologischer Krankheitsbilder vorgestellt und diskutiert wurden.

„Im Vordergrund der Diskussion stand die Prognosefindung, eine mögliche Vorhersage und geteilte Entscheidungsfindung, immer im Spannungsfeld Arzt – Patient – Angehörige“, betonte Prof. Dr. Jürgen Meixensberger, der gemeinsam mit Panos Varelas (Detroit, Mi/ US) und Claude Hemphill (San Francisco, CA/ US) den Vorsitz zu dieser Session hatte. Deutsche und amerikanische Experten stellten krankheitsspezifische Prognosescores vor, erörterten deren klinischen Nutzen und identifizierten die Lücken der Scores bei der Prognosefindung. Bei den meisten Krankheitsbildern in der NeuroIntensivmedizin können kurz nach der Aufnahme ins Krankenhaus noch keine Aussagen zur Prognose gemacht werden, bevor die Prognose stabil ist. Denn gerade bei diesen komplexen Krankheitsbildern können immer noch Komplikationen auftreten, die kaum vorhersehbar sind. Ein weiteres Problem ist die Einflussnahme der betreuenden Fachärzte auf die individuelle Prognose im Patienten- und Angehörigengespräch.

„Das Dilemma bisheriger Prognose-Scores ist es, dass diese auf Parametern beruhen, die man bei der Aufnahme des Patienten erhebt“, so Dr. Katja Wartenberg, Halle. „Bei den meisten prospektiven Studien dazu sind die Patienten mit eingeschlossen worden, bei denen im Verlauf die Therapie begrenzt wurde, so dass im Ergebnis etwas wie eine „selbsterfüllende Prophezeihung“ steckt, gerade mit Blick auf die Mortalität.“

Das Resümee von Dr. Katja Wartenberg, auf deren Initiative das überaus erfolgreiche 2. Joint-Meeting zurückgeht, bringt die fruchtbare interkontinentale Zusammenarbeit auf den Punkt: „Die Botschaft unserer deutsch-amerikanischen Diskussionen ist es, dass wir offen auf die aktuellen Probleme zugehen, gemeinsam über neue Entwicklungen nachdenken – und zwar interdisziplinär  –, und damit auch über die Grenzen unseres Fachs hinausgehen.“