ANIM2018 Eroeffnung Würzburg. „Die Kongresstage werden bunt und abwechslungsreich, denn wir haben ein ganz besonderes Programm in diesem Jahr“, betonte Tagungspräsident Prof. Dr. med. Wolfgang Müllges, Neurologische Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Würzburg, schon zur Kongresseröffnung, dem ersten Höhepunkt mit integrierter Preisverleihung für herausragende Arbeiten im Bereich der Intensiv- und Notfallmedizin bei der diesjährigen ANIM (Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin). 

Wie sehr die Weiterentwicklung des Faches fortgeschritten ist, wird schon darin deutlich, dass bereits am ersten Tag 1.100 Teilnehmer ins Congress Centrum in Würzburg kamen und das umfangreiche Programm mit einer Vielzahl an Sessions und Symposien nutzten. Prof. Wolfgang Müllges beschreitet mit dem Angebot ganz bewusst neue Pfade: „Die immer älter werdende Bevölkerung mit verbesserter Prognose auch im hohen Lebensalter, die verdichteten Prozesse in den Kliniken mit verkürzter Aufenthaltsdauer und schließlich die großen Fortschritte in der Therapie in der Akutphase haben uns die Langzeitprognose aus den Augen verlieren lassen.“ Deshalb liegt zum ersten Mal ein Tagungsschwerpunkt auf der Neurorehabilitation, ein weiterer auf der Neuropsychologie: „Was wir bisher sträflich vernachlässigt haben, was die Lebensqualität unserer Patienten aber entscheidend mitbestimmt, sind neuropsychologische Störungen. Deshalb ist es wichtig, schon in der Frühphase weise zu entscheiden, wie weit wir in der Therapie gehen wollen.“

DGNI-Präsident Prof. Dr. med. Georg Gahn M.B.A, Karlsruhe, ergänzte: „Die Neuro-Intensivmedizin steht vor neuen Herausforderungen und wird durch Umstrukturierungen zum Teil unter massiven Druck gesetzt.“ Neue wichtige Themen seien zum Beispiel Prognosescores auf Intensivstationen, etwa für sehr alte Patienten. Vor dem Hintergrund der bahnbrechenden Entwicklung in der Behandlung des Schlaganfalls in den letzten Jahren sei der gemeinsame Kongress mit der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft (DGS) „ganz wichtig und essentiell“. Martin Dichgans, Präsident der DSG aus München, verwies auf das gut besuchte Symposium zur Qualität in der Schlaganfallversorgung, die nirgendwo so gut sei wie in Deutschland. „Unsere inwzischen 308 zertifizierten Stroke Units tragen entscheidend dazu bei und die neuen Studiendaten zeigen in verschiedenen Bereichen nochmal verbesserte Ergebnisse.“

Neben einer Reihe neuer, in den USA entwickelter Leitlinien zur Behandlung des Schlaganfalls werden auch in Deutschland die Leitlinien aktualisiert. So erstellt die DSG aktuell eine Leitlinie zur Sekundärprävention, die von Armin Grau, Ludwigshafen, koordiniert wird, der in einer eigenen Session zu dem Thema bei der ANIM 2018 erste Einblicke gab. Unter dem Titel „Triggerfaktoren zur Auslösung von Schlaganfällen“ wurde vorgestellt, dass zum Beispiel geomagnetische Stürme, Temperaturveränderungen oder auch Feinstaubkonzentration durch Verkehrsbelastung mit Schlaganfällen assoziiert sind. Dieses erhöhte Risiko bei Exposition kann bei Männern am gleichen oder am nächsten Tag, bei Frauen nach 2 bis 4 Tagen einen Schlaganfall auslösen. „Durch Ozonbelastung vergrößert sich das Risiko interessanterweise nicht“, so Armin Grau.

Die ANIM 2018 bietet 75 spannende Einzelveranstaltungen und wird von einer umfangreichen Industrieausstellung begleitet, in der 35 Unternehmen den neuesten Stand ihrer Entwicklungen präsentieren. Besonders gut besucht war der ENLS-Kurs (Emergency Neurologic Life Support) mit über 70 Teilnehmern, der auf Inititative der US-amerikanischen Neurocritical Care Society (NCS) im Rahmen des Joint-Meetings mit der DGNI erstmals in Deutschland angeboten wurde: ein Reanimationskurs für alle Neuro-Notfälle, die eine umgehende intensivmedizinische Behandlung erfordern.