ANIM2017 LogoNeueste Erkenntnisse zur Interaktion zwischen Gehirn und Immunsystem: Neurologen mehrerer deutscher Universitätskliniken konnten nun zeigen, wie beide Systeme nach einem Schlaganfall interagieren. Beim Schlaganfall führt ein Gefäßverschluss durch Sauerstoff- und Nährstoffmangel zu einem Untergang von Hirngewebe. Zusätzlich kommt es in den ersten Stunden und Tagen nach dem Gefäßverschluss zu einer Immunreaktion im Hirngewebe im und um den Bereich des untergegangenen Hirngewebes, die wiederum zu einer weiteren Schädigung des Hirngewebes führt. Zu dem als besonders vielversprechend angesehenen Ansatz, diese Reaktion des Immunsystems zu unterdrücken, werden aktuell weltweit klinische Studien durchgeführt.

Immunsystem schädigt in Akutphase des Schlaganfalls

Neurologen aus Hamburg konnten zeigen, dass Gefahrensignale, die beim Zelluntergang von Nervenzellen ausgesendet werden, die Umgebung über „drohende Gefahr“ informieren. Diese reagiert mit der Produktion von Chemokinen, die wiederum verschiedene Entzündungszellen anlocken, die das Hirngewebe weiter schädigen. Forscher aus München konnten nachweisen, auf welchen Wegen diese Entzündungszellen in das Gehirn gelangen. Wissenschaftlern aus Würzburg und Essen ist es gelungen, die Interaktion von Gerinnungssystem und Immunsystem und deren Einfluss auf die Gewebsschädigung nach einem Schlaganfall zu entschlüsseln.

Immunsystem wirkt auf lange Sicht gesehen positiv auf Heilungsprozess im Gehirn

Überraschende Erkenntnis: Neurologen aus Münster konnten beweisen, dass das Immunsystem neben seiner schädigenden Wirkung in den ersten Tagen nach dem Schlaganfall auf lange Sicht gesehen an der Heilung des Hirngewebes beteiligt ist. „Die in diesem Jahr auf der ANIM 2017 vorgestellten Erkenntnisse sind einerseits von wissenschaftlich großem Interesse, weil sie zeigen, wie komplex zwei Supersysteme des menschlichen Organismus‘ interagieren“, sagt Prof. Dr. med. Jens Minnerup, Universitätsklinikum Münster. „Andererseits bilden sie die Grundlage für zukünftige Therapien von Schlaganfallpatienten.“