Von Prof. Dr. med. Patrick Czorlich, Hamburg
Die neu erstellte S3-Leitlinie Intensivmedizin nach Polytrauma wurde vor wenigen Tagen auf der Homepage der AWMF veröffentlicht. Unter der Federführung der DIVI und unter Beteiligung der DGNI wurde erstmals die vorhandene wissenschaftliche Evidenz zu diesem Kernthema der NeuroIntensivmedizin zusammengetragen.
Die Konzeption der Leitlinie sah vor, dass lediglich Publikationen von prospektiv randomisierten und kontrollierten Studien (RCT) sowie daraus resultierenden Metaanalysen für Evidenzsynthesen herangezogen wurden. Hierzu wurden von den beteiligten 24 Fachgesellschaften über 34.000 Literaturstellen gesichtet und begutachtet.
Ungeachtet dieser hohen Anzahl an Literaturstellen, konnten lediglich nur sehr wenige RCTs zur Intensivmedizin nach Polytrauma identifiziert werden, so dass leider nur wenige konkrete Empfehlungen aus Evidenzsynthesen erstellt werden konnten und die überwiegende Anzahl der Empfehlungen als Expertenkonsens erschienen sind bzw. auf bestehende Leitlinien zu NeuroIntensivmedizin verwiesen werden musste.
„Ein Blick in die Leitlinie lohnt sich auf jeden Fall", meint Prof. Dr. Patrick Czorlich, Hamburg, Präsidiumsmitglied der DGNI und Delegierter der DGNC. "Es gibt für einzelne Kapitel übersichtliche Darstellungen der vorhandenen Evidenz und der Expertenempfehlungen". Aus Sicht der DGNI sollte bei zukünftigen Überarbeitungen der Leitlinie der Einschluss von Daten aus den weltweit vorhandenen Traumaregistern erfolgen. Die nun publizierte Leitlinie zeigt eindrucksvoll die großen vorhandenen Evidenzlücken auf und es darf bezweifelt werden, ob diese zukünftig durch RCTs geschlossen werden könnten.
Prof. Dr. Thomas Westermaier, Dachau, Präsident und Delegierter der DGNI, machte in diesem Zusammenhang auch noch einmal auf die Preise und Ausschreibungen der DGNI aufmerksam: „Bewerben Sie sich für den Pflegewissenschaftspreis 2025, den Pflege- und Therapiepreis 2025 sowie den Nachwuchsförderungspreis 2025. Auch Themen aus dem Bereich des Polytraumas mit Bezug zur NeuroIntensivmedizin sind jederzeit willkommen. Es lohnt sich!"
"Im Namen der DGNI möchte ich mich bei der DIVI und der AWMF für die sehr gute Zusammenarbeit bei der Entstehung der Leitlinie bedanken. Wir freuen uns schon darauf, auch zukünftige Überarbeitungen mit unserer Fachexpertise unterstützen zu können" so Dr. Sylvia Bele, Regensburg, Präsidiumsmitglied und Delegierte der DGNI.
Link zur AMWF S3-Leitlinie Intensivmedizin nach Polytrauma (PDF) | ext.