ANIM 2017 PraesidentensymposiumDie beiden Präsidenten laden ein – und alle sind sie gekommen. Renommierte Keynote-Speaker ebenso wie zahlreiche Zuhörer. Bis auf den letzten Platz ist das Auditorium beim Präsidentensymposium der ANIM besetzt. Über 500 Teilnehmer freuten sich in der vergangenen Woche auf neue Erkenntnisse aus der Meningitis-Forschung, auf Informationen zu Infektionen des Zentralen Nervensystems und auf aktuelle Erkenntnisse zum Thema irreversibler Hirnfunktionsausfall.

DGNI-Präsident Professor Jürgen Meixensberger und ANIM-Tagungspräsident Professor Weber freuen sich auf dem Podium sichtlich über die große Resonanz. „Das zeigt, dass wir mit unserer Themen- und Referentenauswahl genau den Nerv der Zeit getroffen haben“, so Weber. Und so beschäftigen sich die drei Gastredner eben mit jenen Themen, mit denen sich viele ANIM-Teilnehmer täglich beschäftigen.

Hirntod-Simulationszentrum als Vorbild für deutsche Kliniken

Die Rolle des NeuroIntensivmediziners beim Thema irreversibler Hirnfunktionsausfall hat Professor Eelco Wijdicks von der Mayo Clinic in Rochester (USA) beleuchtet. Wijdicks gilt als einer der profiliertesten NeuroIntensivmediziner auf dem Gebiet des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls. Dazu hat er an seiner Klinik ein entsprechendes Simulationszentrum für Intensivmediziner etabliert. Auf der ANIM präsentiert er aktuelle Fallbeispiele und Schulungsmöglichkeiten aus dem Zentrum, die auch für deutsche Kliniken ein Vorbild sein könnten. „Wichtig ist mir, dass das Thema Hirntod in allen Facetten diskutiert wird. Dazu will ich Anregungen geben“, sagt Wijdicks.   

Ohne zusätzliche Studien geht es nicht

Aus den Niederlanden war Professor Diederik van de Beek zu Gast. Er erforscht am Academic Medical Center in Amsterdam die bakterielle Meningitis. Während des Symposiums zeigt er aktuelle Entwicklungen im Epidemiologie-Management auf. Zudem hat er einen Schwerpunkt auf neue Therapieformen gelegt. „Wir müssen eine noch frühere Behandlung der Patienten innerhalb der ersten Stunde nach deren Eintreffen bei uns ermöglichen“, so der Niederländer. „Aber wir brauchen auch noch mehr randomisierte Studien zu diesem Thema.“

Flüchtlingsrouten sind gefährliche Infektionsgebiete

Professor Erich Schmutzhard von der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck spricht über ein Thema, das ihm besonders am Herzen liegt. Als Vielreisender beschäftigt er sich eben auch mit der Reisemedizin, insbesondere mit Infektionen wie Malaria-Erkrankungen. „Mit der Globalisierung ist auch klar, dass zahlreiche Krankheiten der Welt auch zu uns kommen können. Jetzt gilt es, importierte Erkrankungen des Nervensystems schnell zu erkennen und direkt zu behandeln,“ sagt Schmutzhard. „Auch in Österreich haben wir Patienten mit Malaria“, so der Österreicher. „In der aktuellen Flüchtlingssituation stellt uns das aus medizinischer Sicht natürlich vor besondere Herausforderungen. Flüchtlinge bringen Erkrankungen allerdings meist nicht aus ihrem Heimatland mit, sondern infizieren sich auf ihrer Fluchtroute.“ Hier sieht Schmutzhard noch großen Aufklärungsbedarf in der NeuroIntensivmedizin.

Im Bild (v. l. n. r.): Prof. Dr. med. Jürgen Meixensberger, Prof. Diederik van de Beek, Prof. Eelco Wijdicks, Prof. Dr. Jörg R. Weber.